Ein Team von 200 Priestern kommentiert das Evangelium des Tages
200 Priestern kommentiert das Evangelium des Tages
Betrachtung des heutigen Evangeliums
Das heutige Evangelium + Predigt (von 300 Wörtern)
«Gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört!»
P. Antoni POU OSB Monje de Montserrat (Montserrat, Barcelona, Spanien)Heute wird uns zu unserer Betrachtung eine berühmte Aussage Jesu Christi vorgeführt: «Gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört» (Mt 22,21).
Wir würden diesen Satz nicht verstehen, wenn wir nicht den Zusammenhang kennen würden, in dem Jesus ihn ausgesprochen hat: «Die Pharisäer gingen hin und berieten, wie sie ihm mit irgendeinem Wort eine Falle stellen könnten» (Mt 22,15), und Jesus durchschaute ihre Bosheit (vgl. 18). So ist denn die Antwort Jesu geplant. Als die Pharisäer sie hörten, waren sie überrascht, denn das hatten sie nicht erwartet. Wenn sie ganz offensichtlich gegen den Cäsar gerichtet gewesen wäre, hätten sie ihn verklagen können; wenn sie aber ganz klar dafür gewesen wäre, dem Cäsar Tribut zu bezahlen, wären sie weggegangen, zufrieden über ihre Arglist. Aber Jesus, ohne etwas gegen den Cäsar zu sagen, gibt der Antwort einen anderen Sinn: Man soll Gott geben, was Gottes ist, denn Gott ist Herr auch der Mächte dieser Welt.
Ein Kaiser, wie jeder Regierende, kann nicht eine willkürliche Macht ausüben, denn die Macht ist ihm gegeben als Pfand oder Garantie; wie den Knechten des Gleichnisses der Talente, die dem Herrn Rechenschaft ablegen müssen über die Nutzung der Talente. Im Evangelium vom Hl. Johannes sagt Jesus zu Pilatus: «Du hättest keine Macht über mich, wenn sie dir nicht von oben gegeben wäre» (Joh 19,11). Jesus will nicht dastehen wie ein politischer Aufrührer. Er rückt ganz einfach die Dinge ins richtige Licht.
Mt 22,21 ist manchmal so ausgelegt worden, als ob die Kirche sich nicht in politische Angelegenheiten mischen dürfe, sondern sich nur um ihren Kult kümmern sollte. Aber diese Interpretation ist völlig falsch, denn sich mit Gott beschäftigen ist nicht nur Sache des Kultes, sondern sich um Gerechtigkeit, um die Menschen, die die Kinder Gottes sind, sorgen. Zu fordern, dass die Kirche in den Sakristeien verbleibt, taub, blind und stumm vor den moralischen und menschlichen Problemen unserer Zeit, bedeutet, Gott wegzunehmen, was Gottes ist. «Eine Toleranz, die Gott nur als private Meinung zulässt, aber eine öffentliche Mitwirkung leugnet(…), ist keine Toleranz, sondern Heuchelei» (Benedikt XVI).
Gedanken zum Evangelium des Tages
„Die Münze von Cäsar ist aus Gold, auf der sein Bild eingraviert ist; Gottes Währung ist der Mensch, in dem das Bild Gottes abgebildet ist; deshalb gebt eure Reichtümer dem Kaiser und bewahrt das Bewusstsein eurer Unschuld für Gott” (Heiliger Hilarius von Poitiers)
„Die vorrangige Weihe an Gott und die Hoffnung auf ihn führen nicht zur Flucht vor der Realität, sondern sind vielmehr eine wirksame Wiederherstellung dessen, was Gott gehört” (Franziskus)
„Der Bürger hat die Gewissenspflicht, die Vorschriften der staatlichen Autoritäten nicht zu befolgen, wenn diese Anordnungen den Forderungen der sittlichen Ordnung, den Grundrechten des Menschen oder den Weisungen des Evangeliums widersprechen (…)” (Katechismus der Katholischen Kirche, Nr. 2242)